Zippelius: Das Wesen des Rechts
Das Buch von R. Zippelius mit dem Titel „Das Wesen des Rechts“ beschäftigt sich inhaltlich schwerpunktmäßig mit der eher philosophisch angehauchten Frage nach dem wahren Inhalt des Begriffs „Recht“. Anschaulich versucht der Autor, der sich in seinen weiteren Schriften vermehrt mit grundlegend rechtlich-philosophischen Fragen beschäftigt, den Leser an die Hand zu nehmen und ihm den Begriff des „Rechts“ von einer völlig anderen Warte aus zu erläutern und schildern, als es wohl die meisten Leser bisher getan haben.
Gemeinsam mit dem Autor begibt sich der Leser in den ersten Kapitel auf eine philosophische Reise, die als Ziel die Ergründung des Wesensgehalt des heutigen Rechtsbegriffs ins Auge gefasst hat. Auf dem gemeinsamen Weg schafft es der Autor auf erstaunliche Weise sehr häufig den Leser mit teils völlig neuen Denkansätzen zu überraschen und ihn so zu seinerseits neuem Denken anzuregen.
Man kann sagen, dass dieses Buch den juristisch-philosophischen Horizont des Lesers ein beträchtliches Stück erweitert. Dies zwar nicht mit materiellem Wissen, welches sich in der nächsten Prüfung verarbeiten lässt, wohl aber mit feinem Hintergrundwissen für die nächste Veröffentlichung, die nächste mündliche Prüfung oder einfach nur das
nächste wissenschaftliche Flurgespräch. Und letzteres sogar vielleicht mit einem Professor.
Wie sich bereits erkennen lässt, ist dieses Buch stark von der Philosophie im Allgemeinen und der Rechtsphilosophie im Speziellen geprägt. Dies sollte sich der Leser bewusst sein, wenn er zu diesem Buch greift.
Was die Verständlichkeit angeht, handelt es sich hierbei sicherlich nicht um eine Lektüre, die mal eben schnell zwischen Tür und Angel gelesen werden kann. Um die teils sehr feinen und differenzierten Gedankengänge des Autors nachvollziehen zu können und auch um seine eigenen Schlüsse ziehen zu können, sollte sich der Leser schon etwas Zeit nehmen.
Dies sollte aber nicht allzu schwer fallen, da es sich doch um ein eher kurzes Buch handelt. Auf etwas mehr als 100 Seiten entfalten sich die teils sehr diffizilen Gedankengänge des
Autors, sodass hier nicht mit einer monatelangen Beschäftigung zu rechnen ist.
Gerade in dieser Kürze liegt auch zugleich ein großer Vorteil des Buches, da dem Leser allzu viel philosophisches belangloses Geschwafel erspart wird.
Leider muss noch ein Wort zum Schreibstil des Autors verloren werden. Dieser neigt dazu, teils sehr verworrene und verwinkelte Sätze zu formulieren, welche dem Lesefluss doch sehr abträglich sind, sobald man versuchen möchte beim Lesen in die Gedanken des Autors einzutauchen und diese nachvollziehen will.
Insofern besteht hier der einzige wirklich große Kritikpunkt. Die teils bandwurmartigen Sätze trüben den Lesespaß an zu vielen Stellen.
Als Fazit kann man also festhalten, dass dieses Buch eigentlich jedem/r Studenten/in der Rechtswissenschaft, aber auch allen sonstigen Personen, die sich mit dem Recht beschäftigen nur zu empfehlen ist. Voraussetzung für einen Leseerfolg ist wohl aber ein gesteigertes Interesse an philosophischen Inhalten. Ohne ein solches Interesse wird der Leser nicht viel Spaß mit diesem Buch haben.