Valerius: Einführung in den Gutachtenstil
Aller Anfang ist schwer. Jura und vor allem juristisches Handwerkszeug sind jedoch kein Hexenwerk und können mit etwas Übung leicht angeeignet werden. Mit seinem Werk „Einführung in den Gutachtenstil“ möchte Valerius genau hier ansetzen und erläutert anhand von vielen Beispielen und Übungssachverhalten, was es denn nun mit den „Gutachtenstil“ so auf sich hat.
Das Buch richtet sich vornehmlich an Studierende der ersten Semester, die durch das Studium der Rechtswissenschaften zum ersten Mal mit dem Gutachtenstil konfrontiert werden. Ziel ist die Einübung dessen und ihre Beherrschung.
Dafür wird zunächst auf rund 55 Seiten der Gutachtenstil in aller Ausführlichkeit erläutert. Nach einem einleuchtenden Beispiel zur Funktion des Gutachtenstils und nützlichen, allgemeinen Studientipps wird sodann, didaktisch gut durchdacht, erst einmal die Technik des Gutachtenstils in einzelnen Schritten erklärt. Hierbei spart der Autor nicht an Beispielen und Vergleichen aus der sowohl juristischer als auch alltäglicher Sparte und vermag es gut, anhand ihrer nicht nur die reine Technik, sondern auch Unterschiede zwischen einem guten und weniger gelungenen Gutachten aufzuzeigen.
Anschließend geht es dann um die Differenzierung und richtige Anwendung des Urteilsstils sowie um die Darlegung von Meinungsstreiten. Dabei wird dem Leser u.a. in einer anschaulichen Tabelle eine Gegenüberstellung von Gutachten- und Urteilsstil gezeigt und anhand von kurzen Fallbeispielen erläutert, wann welcher Stil vorzugswürdig erscheint.
Abgerundet wird das Ganze schließlich mit Tipps über den Gebrauch der richtigen, juristischen Sprache und einer exemplarischen Anleitung zur Lösung einer Klausur, die von den einzelnen Stationen einer Klausur (Bearbeitervermerk, Sachverhalt erfassen, Lösungsskizze erstellen, Reinschrift) hin sogar einen Vorschlag für einen möglichen Klausurenzeitplan sowie eine Originallösungsskizze beinhaltet.
Im zweiten Teil des Buches kann der Leser schließlich sein frisch erlerntes Wissen sogleich anwenden und anhand von 15 Klausuren aus dem Zivilrecht, Strafrecht und Öffentlichen Recht das juristische Handwerkszeug verfestigen.
Insgesamt fällt bei diesem Werk vor allem in Vergleich zu anderen, ähnlichen Lehrbüchern besonders positiv auf, dass der Autor sich nicht nur um die Vermittlung der Technik des Gutachtenstils bemüht, sondern es auch sehr gut versteht, den Sinn und Zweck des Gutachtensstils zu verdeutlichen. Die Sprache ist leicht verständlich und die Beispiele sind anschaulich, nur bei der Darstellung von Meinungsstreiten könnten die Erläuterungen und Beispiele etwas mehr Schema und Systematik vertragen. Während des Studiums wird man die Tipps und Hinweise zum Gebrauch des Gutachtenstils und sprachlichen Feinheiten (richtige Zitierweise von Normen, richtige Subsumtionen etc.) sehr zu schätzen wissen, während das „wieso und warum“ wohl eher etwas in den Hintergrund treten wird. Obwohl lobenswert, erscheint dieser Abschnitt daher insgesamt ein wenig zu langatmig. Die Fälle richten sich an erster Stelle an Studierende der ersten Semester und entsprechen ungefähr dem Niveau der Fälle aus den Arbeitsgemeinschaften zum BGB AT, Strafrecht AT und Staatsrecht I.
Das Layout ist wie bei allen Springer Lehrbüchern recht ansprechend. Positiv auffallend sind das kompakte Format und die übersichtliche Schriftgestaltung.
Beim Preis-/ Leistungsverhältnis könnte das Werk allerdings mit 19,95€ insgesamt etwas günstiger sein, vor allem wenn man in Erwägung zieht, dass ähnliche Fälle vielfach in Anfänger-AGs angeboten werden.
Die Beherrschung des Gutachtenstils und die richtige Präsentation von Meinungsstreiten sind für eine gute juristische Klausur bzw. Hausarbeit unerlässlich. Es kann allen Studierenden daher nur geraten werden, gleich zu Beginn mit einem guten Lehrbuch das nötige Basiswissen zu verfestigen. Das Werk von Valerius eignet sich hierzu – vom Preis abgesehen – perfekt.
[rating:4]