Wagner – Strafvollstreckung
Im universitären Studium ist das Strafrecht weitgehend auf seine grundlegenden materiellrechtlichen Fragestellungen beschränkt. Das Strafprozessrecht wird von vielen Studenten gemieden oder nur halbherzig verinnerlicht, Fragen der Strafzumessung und der Strafvollstreckung spielen abseits entsprechender Schwerpunktbereichveranstaltungen im normalen Pflichtfachbereich mehrheitlich keine Rolle. Im Referendariat sieht dies naturgemäß anders aus, dort sind die Referendare auch als Sitzungsvertreter der Staatsanwaltschaft gefordert und müssen so neben den ohnehin unabdingbaren Kenntnissen des Strafprozessrechts auch in der Strafvollstreckung und in der Strafzumessung auf sicheren Beinen durch ihre tägliche Arbeit gehen.
Nun bieten viele Lehrbücher für Referendare, die sich mit der Arbeit in der Strafstation beschäftigen auch ausreichend viele Informationen über die Strafvollstreckung und die Strafzumessung, so dass für viele Referendare der Erwerb eines weiteren Lehrbuchs mit diesem Inhalt schon aus finanziellen Gründen eher unattraktiv ist. Diejenigen aber, welche die Strafstation nicht nur als Strafe ansehen, sondern das Strafrecht als zukünftigen Inhalt ihrer anwaltlichen Tätigkeit oder gar als Richter oder Staatsanwalt und natürlich auch Studenten entsprechender Schwerpunktbereiche, brauchen mehr als nur das Grundsätzliche. Diese weiterführenden Details zugänglich zu machen, dass ist das Anliegen von Alois Wagners Lehrbuch „Strafvollstreckung“, erschienen in der nunmehr zweiten Auflage im Jahr 2009.
Wagner beginnt sein Werk mit einem Hauptkapitel zu den Rechtsfolgen der Tat, gefolgt von einem Kapitel zur Strafvollstreckung. Dabei widmet er sich nach einer Einführung in das Strafvollstreckungsrecht der Einleitung der Strafvollstreckung und der Vollstreckung von Freiheitsstrafen. Insbesondere für versierte Referendare und natürlich Praktiker sind die sich anschließenden Ausführungen zur Strafzeitberechnung, zur nachträglichen Gesamtstrafenbildung, der Geldstrafenvollstreckung, der Entziehung der Fahrerlaubnis sowie dem Fahrverbot interessant. Ein wenig kurz hingegen fällt die Behandlung der Ordnungswidrigkeiten aus, denen zwar ein eigenes Kapitel gewidmet wird, allerdings nur wenig Raum. Abgerundet wird das Buch durch ein Kapitel bezüglich der Kosten des Verfahrens.
Mit knapp 180 Seiten und einem Kaufpreis von 29,90 Euro gehört Wagners Werk zwar nicht gerade zu den günstigsten Angeboten auf dem Markt, gleichwohl ist dem Autor eine praktische Anleitung durch die Strafvollstreckung gelungen. Referendare, die gewissermaßen nur durch die Strafstation müssen und danach vom Strafrecht nichts mehr wissen möchten, sollten auf den Kauf eher verzichten, versierte Referendare und Praktiker hingegen sollten zugreifen, denn für sie kann hier eine klare Kaufempfehlung ausgesprochen werden.
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