Meyer-Goßner/ Appl – Die Urteile in Strafsachen
Je nach Bundesland haben Referendare zwar die Strafstation nicht direkt am Strafgericht unter der Obhut eines Strafrichters zu absolvieren, sondern bei der Staatsanwaltschaft, dennoch sind Kenntnisse über das Abfassen des Strafurteils in jedem Fall zwingend erforderlicher Bestandteil der Examensvorbereitung, so dass ein entsprechend gutes verständliches Werk ein absolutes Muss ist. Zu den Klassikern der Ausbildungsliteratur gehört das Werk „Die Urteile in Strafsachen“ der Autoren Meyer-Goßner und Appl, im zweiten Halbjahr 2008 in der mittlerweile 28. Auflage im Verlag Vahlen erschienen.
Es werden sämtliche Urteilsarten ausführlich behandelt. Dabei tragen der klare verständliche Stil der Autoren und die übersichtliche Gliederung sehr zum Verständnis dieser für den Referendar trotz bereits erworbener strafprozessualer Grundkenntnisse doch völlig neuen Materie bei. Es gelingt den Autoren mit bemerkenswerter Leichtigkeit dem Referendar die Furcht vor diesem Ausbildungsabschnitt zu nehmen. Dies insbesondere da durch die Möglichkeit die Durcharbeitung mit dem Kapitel über das Protokoll der Hauptverhandlung zu beginnen und erst anschließend die Kapitel über die Abfassung von Urteilen und Beschlüssen zu lesen, der chronologische Einstieg in das Strafverfahren möglich ist.
Mit einem Umfang von knapp 270 Seiten ist der Abschnitt über die Urteilsabfassung bestens zur mehrfachen Durcharbeitung mit vertretbarem Zeitaufwand geeignet, insbesondere kurz vor den Examensprüfungen. Aber auch als Begleitwerk für die tägliche Stationsarbeit ist es bestens geeignet. Das Werk bietet jedoch weit mehr als nur die erschöpfende Behandlung der Abfassung der verschiedenen Strafurteile, nämlich darüber hinaus auch Kapitel zur Abfassung von Beschlüssen und dem Protokoll der Hauptverhandlung. Insbesondere für die Darstellung des Protokolls der Hauptverhandlung ist dieses Werk ein Pflichtkauf für die Referendare, die ihre Strafstation direkt an einem Strafgericht bei einem Strafrichter durchführen, denn häufig gehört dann auch die Abfassung einiger Protokolle zur Hauptverhandlung zu ihren Ausbildungsinhalten. Aber auch für die Referendare, die die Station bei der Staatsanwaltschaft absolvieren gehören Kenntnisse über das Protokoll zu den Selbstverständlichkeiten, so dass sich auch für sie die mehrfache Lektüre des entsprechenden Kapitels empfiehlt. Inhaltlich abgerundet wird das Lehrbuch durch die Ausführungen zur Abfassung von Beschlüssen, so dass die von den Autoren versprochene Gesamtdarstellung der strafrichterlichen Tätigkeit ausnahmslos referendarfreundlich erfolgt. Darüber hinaus enthält das Lehrbuch eine Gegenüberstellung eines fehlerfreien und fehlerhaften Urteils, eine gute Orientierungshilfe für den angehenden Volljuristen. Ergänzend zu diesem Werk sollte der Referendar allerdings eine Sammlung an Musterklausuren heranziehen, um sich neben dem Pflichtklausurenkurs individuell auf die Examensklausuren vorzubereiten.
Mit einem Preis von 28 Euro ist das Werk zwar nicht gerade günstig und um ein ergänzendes Werk, das sich mit der Rolle der Staatsanwaltschaft und den damit zusammenhängenden prozessualen Fragestellungen beschäftigt, so dass zusammen mit der bereits angesprochenen Musterklausurensammlung eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung auf den Referendar zukommt. Gleichwohl sollten Referendare das Werk in ihre engere Auswahl nehmen, denn seine inhaltlichen Qualitäten sind den auf den relativ hohen Preis in jedem Fall wert.
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