Musielak: Grundkurs ZPO
Studenten der höheren Fachsemester werden dieses Gefühl sehr gut kennen. Man hat sich endlich erfolgreich den sehr schweren zivilrechtlichen Themen gestellt, GoA und Bereicherungsrecht sorgen nicht mehr für einen Schweißausbruch auf der Stirn und die Gedanken sind längst bei der Entscheidung über die optimale Examensvorbereitung angelangt. Doch beim genaueren Blick in das Vorlesungsverzeichnis fallen einem einige vereinzelte Veranstaltungen ins Auge, die noch zwischen dem Studenten und seinem großen Ziel stehen und noch einmal eine große Herausforderung darstellen. Häufig hat man sie in den vorherigen Semestern erstmal ignoriert und vor sich hergeschoben, doch irgendwann muss man sich ihnen stellen. Für viele Studenten ist das Zivilprozessrecht eine solche Materie, von der sie zwar wissen, dass sie in ihrem späteren Berufsleben zu ihrem täglichen Handwerkszeug gehören wird, aber oft vermag der Funke nicht überspringen, der die Begeisterung für die Beschäftigung mit dieser anspruchsvollen Materie entzünden könnte.
Wie eine solche Einleitung schon vermuten lässt, so ist es denn auch: Es hilft alles nichts, auch diese letzte Hürde muss man nehmen und soviel werden sicher die meisten Studenten nach dem Erreichen des Zieles feststellen, es war gar nicht so schlimm, wie es zu Anfang ausgesehen hat. Denn unbestritten gehört das Zivilprozessrecht zu den schwierigsten und insbesondere zu Beginn seiner Erarbeitung auch zu den abstraktesten Komplexen des juristischen Studiums, aber wenn man die harte Nuss erstmal geknackt hat, erfährt man endlich, wie man denn nun wirklich als Anwalt einen Prozess führt und sich der Schritt von der Theorie in die Praxis vollzieht.
Ein gutes Lehrbuch ist hierbei natürlich von herausragender Bedeutung und ein Garant für ein derartiges Werk ist der bekannte Professor Musielak, dessen Grundkurs ZPO auch in seiner im zweiten Halbjahr 2007 neu erschienenen neunten Auflage beim Durchqueren des Dschungels des Zivilprozessrechts eine wertvolle Hilfe ist. Seine größte Stärke ist zugleich auch seine größte Schwäche. Musielaks Werk ist sehr ausführlich und behandelt sowohl das Erkenntnisverfahren als auch die Zwangsvollstreckung. Wer sich intensiv und tiefgehend in die ZPO einarbeiten will, wird hier inhaltlich alles finden, was er dazu braucht. Wer hingegen erstmal einen vorsichtigen Einstieg wagen möchte, der wird von Musielaks Werk aufgrund seiner Komplexität schnell überfordert sein. Hier empfiehlt es sich mit einem kleineren Werk den Einstieg zu bestreiten und das Wissen später mit diesem Werk zu vertiefen und zu komplettieren.
Denn wie schon der bekannte und beliebte Grundkurs BGB von Professor Musielak, so überzeugt auch der Grundkurs ZPO durch seine klare und übersichtliche Gliederung, seine verständliche Sprache und die Fähigkeit des Autors auch schwierige Themen verständlich und nachvollziehbar darzustellen. Diese Zutaten angereichert mit einigen Übungsklausuren und zahlreichen abschließenden Fragen, um das Gelernte überprüfen zu können machen das Werk zu einem großen Gewinn. Auf gut 550 Seiten bleiben keine Fragen offen und nicht nur zur tiefgehenden Erarbeitung der ZPO bietet der Autor alles Notwendige, vielmehr eignet sich der Grundkurs ZPO auch sehr gut als Nachschlagewerk, insbesondere im Referendariat. Auch Studenten entsprechender Wahlschwerpunkte erhalten hier eine klare Referenz auf dem Gebiet der Lehrbücher zur ZPO.
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