Thalmann/May/Benner: Praktikum des Familienrechts
Das Familienrecht gehört zu den zivilrechtlichen Nebengebieten und spielt dementsprechend im juristischen Studium bis zum ersten Staatsexamen nur eine untergeordnete Rolle, sofern nicht ein entsprechender Wahlschwerpunkt belegt wird.
Allerdings sind Grundkenntnisse des Familienrechts auch für die zivilrechtlichen Klausuren im ersten Staatsexamen notwendig, ebenso im späteren zweiten Examen. Insbesondere Vorschriften mit sachenrechtlichem oder gesellschaftsrechtlichem Bezug müssen die Studenten kennen und einordnen können. Für Studierende des Schwerpunktes stellt sich hingegen häufig die Frage, welches Buch mit ausreichend detaillierten Ausführungen zu verfahrensrechtlichen Themenkomplexen des Familienrechts aufwarten kann.
Neben den bereits in unseren Rezensionen besprochenen, großen Werken, insbesondere denen Kurt Schellhammers zum Familienrecht und zur Zivilprozessordnung, bietet sich das in der 5. Auflage bei C.F. Müller erschienene Werk „Praktikum des Familienrechts“ an.
Schon beim Einlesen sticht das gelungene Layout ins Auge und lässt erahnen, wie sehr man das Lehrbuch bald schätzen wird. Tatsächlich wird hier konsequent auf alles verzichtet, was den Blick des Referendars oder Schwerpunktstudenten von den wirklich praxiserheblichen Themen ablenken könnte. Was im ersten Moment aus studentischer Sicht doch etwas gewagt klingen mag, erweist sich schnell als konsequent durchgehaltene Linie der Autoren. Denn neben der Konzentration auf besonders praxiserhebliche Themen gehört es zu den großen Stärken des Werkes sich sowohl sprachlich als auch bei der Schwerpunktsetzung innerhalb der einzelnen Themenbereiche an den studentischen Bedürfnissen zu orientieren. Mögen Themen wie das Unterhaltsverfahren oder auch der Versorgungsausgleich die meisten Leser anfangs erschauern lassen, so stellt sich schnell heraus, dass die Angst bald vertrieben ist. Dank hervorgehobener Beispiele, besonderer Hinweise, Lösungsvorschlägen und vertiefenden Literaturhinweisen wird die Erarbeitung schon nach kurzer Zeit wesentlich erleichtert.
Besonders hervorzuheben sind die zahlreichen Kontrollfragen und Vertiefungsaufgaben mit Praxisbezug, zu denen jeweils eine kurze, auch zur Erstellung eigener Lernkarteikarten geeignete Lösung präsentiert wird, eignet sich das „Praktikum des Familienrechts“ sowohl als Begleiter in der täglichen Referendarsarbeit, aber auch zur Nacharbeitung und Klausurvorbereitung. Studierende des Wahlschwerpunktes werden insbesondere von den Ausführungen zum familienrechtlichen Verfahren profitieren, die Schritt für Schritt in diese Materie einführen und so neben der Lektüre eines Standardwerks zum ersten Examen im Familienrecht das Wissensspektrum abrunden.
Mit einem Preis von 29 Euro und seinem Umfang 368 Seiten hört sich „Praktikum des Familienrechts“ zwar nicht wie ein Schnäppchen an, allerdings sollte man sich nicht täuschen lassen. Die inhaltlichen Stärken und die bestechende Übersichtlichkeit des Lehrbuchs rechtfertigen diesen Preis vollkommen. Für Referendare, die in ihren Stationen familienrechtliche Fragestellungen zu bearbeiten haben, ist „Praktikum des Familienrechts“ damit eindeutig die erste Wahl, Studierende des Wahlschwerpunkts sollten den Kauf vom Praxisbezug ihrer Veranstaltungen abhängig machen.
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