Löhning: Fälle zum Familien- und Erbrecht
Nachdem bereits einige Lehrbücher zum Familien- und Erbrecht auf unserem Prüfstand standen und sich herausstellte, dass für nahezu jede Zielgruppe ein passendes Lehrbuch existiert, beschäftigt sich diese Rezension mit der Frage nach geeigneten Werken zum Erlernen der konkreten Fallbearbeitung in diesen zivilrechtlichen Themengebieten. Für viele Studierende stellt sich häufig die Frage, wie sie das konkret erworbene Wissen in einer Klausur prüfen müssen, insbesondere wie eine solche Klausur überhaupt aussieht. Während man schnell weiß, wie eine Klausur im Schuldrecht auszusehen hat, wird der Blick schnell trüb, wenn man sich vorstellt, wie wohl die speziellen Regelungen des Familien- und Erbrechts mit denen des Schuldrechts und Bürgerlichen Gesetzbuchs Allgemeiner Teil zu einer erfolgreichen Klausurlösung verknüpft werden sollen. Den Blick des Studenten dafür zu schärfen ist das Ziel des Werkes „Fälle zum Familien- und Erbrecht“ von Professor Löhnig, erstmals 2007 im Verlag C.H. Beck erschienen.
Die Fälle gliedern sich in solche, die eine gutachterliche Fallbearbeitung verlangen oder andere, die eine Mandantenberatung erwarten oder die vorsorgende Rechtspflege zum Thema haben, so dass man für alle denkbaren Bearbeitungsanforderungen sowohl im Studium als auch im Examen vorbereitet wird. Bei der Auswahl der Fälle hat der Autor ein glückliches Händchen bewiesen, es werden durchweg Standardfälle behandelt, wobei der Anspruch angenehm hoch ist. Am Anfang ist das zwar etwas frustrierend, aber man merkt schnell, wo noch gefährliche Wissenslücken bestehen und die umfangreichen und verständlich geschriebenen Lösungen garantieren, dass man schon bei der Bearbeitung des Falls aufgefangen wird und so sein Wissen entscheidend vertieft.
Insbesondere die vielen kleinen, aber ungemein wichtigen Details, die dem Studenten nach seiner Lehrbuchlektüre noch mal vor Augen geführt werden, sind ein großer Vorteil dieses Lehrbuchs.
Die Gliederung der Lösungsskizzen ist vorbildlich, denn der Autor führt den Studenten regelrecht durch die Lösungen, indem er darauf verzichtet einzelne Prüfungspunkte zu stark in der Annahme zu verkürzen, der Student wisse schon, was der Autor meine. Gerade die einprägsamen, wiederkehrenden Strukturen erleichtern eine Wiederholung des Stoffes auch kurz vor einer Prüfung deutlich. Ergänzt wird dies durch die Zusammenfassung der bearbeiteten Fälle im Inhaltsverzeichnis, das deren Schwerpunkte noch einmal in Stichworten zusammenfasst und so ein schnelles Nachschlagen im Bedarfsfall ermöglicht. Einzig zu Fragen des Sorgerechts bietet das Buch etwas zu wenig, hier wären zwei weitere Fälle sehr wünschenswert gewesen, so dass der insgesamt positive Gesamteindruck dadurch leicht getrübt wird.
Mit seinem Umfang von knapp 150 Seiten und dem Kaufpreis von 14,90 Euro gehören die „Fälle zum Familien- und Erbrecht“ zwar nicht zu den Preis-Leistungs-Siegern unserer Rezensionen, für Studierende, die im Wahlschwerpunkt mit dem Familien- und Erbrecht befasst sind, eignet sich das Buch allerdings hervorragend. Wer lediglich die Pflichtfachklausuren in diesen Themengebieten schreibt, sollte sich überlegen, ob er die Zeit aufwenden möchte, die Bearbeitung durch die Vertiefung und Wiederholung anhand von Fällen zu intensivieren. Wer sich dafür entscheidet, ist bei Löhnig ebenfalls gut aufgehoben.
[rating:3.5]