Frenz: Öffentliches Recht
Frenz legt mit seinem Werk „Öffentliches Recht“ aus der Reihe „Academia Iuris – Examenstraining“ des Vahlen Verlags in mittlerweile fünfter Auflage ein straffes Kompendium des gesamten examensrelevanten Stoffes vor. Dabei verfolgt er, wie bereits im Vorwort zur ersten Auflage angemerkt, einen für das Öffentliche Recht eher eigentümlichen Aufbau. Zum einen nimmt er keine strikte Trennung zwischen materiellem Recht und Prozessrecht vor, sondern verbindet die Vermittlung beider Materien miteinander. Zum anderen verabschiedet sich Frenz von der üblichen Vorlesungsgliederung an Universitäten, die den Studierenden zunächst das Staatsrecht sowie die Grundreche und erst dann das allgemeine und besondere Verwaltungsrecht lehrt – letzteres häufig in verschiedene Vorlesungen gefächert. Das Prozessrecht wird meistens isoliert behandelt, obwohl im öffentlichen Recht von Beginn an ein ordentlicher Klausuraufbau in Zulässigkeit und Begründetheit erwartet wird. Das Buch ist dagegen nach Anspruchszielen des Bürgers aufgebaut, der entweder Maßnahmen des Staates abwehren (1. Teil), den Staat zum Erlass von – ihm günstigen – Maßnahmen verpflichten (2. Teil), oder die Rechtswidrigkeit staatlichen Handelns festgestellt haben will (3. Teil). In diesen drei Teilen wird schließlich zum Teil nach staatsorganisatorischen und verwaltungsrechtlichen Themen unterteilt. Die LeserInnen werden kein eigenständiges Kapitel zum Baurecht, Polizeirecht oder Wirtschaftsverwaltungsrecht finden. Stattdessen werden allgemeine Grundzüge an vielen Stellen mit Einzelbeispielen aus allen relevanten Untergebieten veranschaulicht. Hier und da wird ein Kapitel mit hilfreichen Aufbauschemata abgerundet, von denen es insgesamt, gemessen am Gesamtwerk, allerdings mehr geben könnte. Frenz gelingt es, den LeserInnen die für das Gesamtverständnis so wichtigen Parallelen nahezubringen, die durch die getrennte und „abgeschichtete“ Lernweise im Studium von Studierenden oft nicht veranschaulicht werden können. Der „Aha-Moment“ ist für die fortgeschrittenen LeserInnen garantiert. Allerdings besteht keine Regel ohne Ausnahme. Einzelne, sehr wichtige Inhalte werden auch hier isoliert vermittelt. So werden die Eigentums- und Berufsfreiheit an eigener Stelle behandelt. Dies stört das didaktische Gesamtkonzept jedoch keinesfalls, denn jene Einzelkapitel sind weder aus dem Kontext gerissen, noch fehlen in den übrigen Kapiteln die Verweise hierauf, um den LeserInnen klar zu machen, wo die gelernten grundrechtlichen Probleme in der Prüfung insbesondere des Verwaltungsrechts angesprochen werden müssen. Die Stärke des Buches ist gleichzeitig seine größte Schwäche. Es richtet sich an ExamenskandidatInnen und auch nur diese werden beim Durcharbeiten vollständig auf ihre Kosten kommen. Ohne ein solides Grundwissen könnten einzelne Leser den Blick dafür verlieren, an welchen Stellen Frenz Rechtsprobleme und Streitstände in einem Absatz erklärt, die in einem anderen Lehrbuch ein ganzes Kapitel einnehmen.
Alles in allem gelingt Frenz mit seinem Examenstraining ein wirklich guter und vollständiger Überblick über das examensrelevante öffentliche Recht, der an den geeigneten Stellen die notwendige Tiefe nicht vermissen lässt. Das Buch ist eng und straff geschrieben, aber dennoch gut lesbar. Frenz beherrscht einen angenehmen Stil und erspart den LeserInnen unangenehmes Kopfrauchen. Studierende mit einem guten Vorwissen im öffentlichen Recht können sich allein mit diesem Werk auf die erste juristische Prüfung vorbereiten; viele Fußnotenverweise, insbesondere zu Aufsätzen und Entscheidungsbesprechungen in Ausbildungszeitschriften, erleichtern den Zugang zu weitergehender Literatur. Für diejenigen, die sich im öffentlichen Recht noch nicht ganz heimisch fühlen, ist Frenz’ Werk ein optimaler Begleiter im kommerziellen oder universitären Examenskurs. Ein umfangreiches Sach- und Entscheidungsverzeichnis erleichtert die Suche nach Einzelproblemen. Das 368 Seiten umfassende Werk ist für einen durchweg angemessenen Preis in Höhe von 26,- € zu haben.
[rating:4]