von Heintschel-Heinegg/ Gerhardt: Materielles Scheidungsrecht
Das Familienrecht gehört während des universitären Studiums für viele angehende Juristen nicht unbedingt zu den Lieblingen unter den Pflichtfächern und da wird dementsprechend häufig gemieden. Wer sich hingegen doch für das Familienrecht zu begeistern vermag, der wird zumeist feststellen müssen, dass entsprechende Schwerpunktbereichsangebote an seiner Universität fehlen und so gerät das Familienrecht nach einer ersten Begegnung häufig in Vergessenheit oder es bleibt der gute Vorsatz es im Referendariat doch mit dem Familienrecht zu probieren. Wer für sich diese Entscheidung trifft wird schnell feststellen, dass es auch im Familienrecht beinahe schon ein Überangebot an Literatur gibt, seien es zahlreiche Lehrbücher unterschiedlichster Art und Güte oder auch zahllose Skripten. Hier wird jeder Interessierte schnell das für ihn geeignete Werk zum Einstieg in die Materie finden, gleichwohl wird man schnell feststellen, dass für den Übergang von wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem Familienrecht in dessen praktische Anwendung weit weniger geeignete Materialien bereitstehen. Wer nun für das Referendariat aber weniger auf eine mühsam zusammenzustellende Auswahl verschiedener Abschnitte aus den einschlägigen Lehrbüchern angereichert durch zahlreiche Hinweise seines Ausbilders als Arbeitsgrundlage setzen möchte, wird bei seiner Suche das Werk der Autoren von Heintschel-Heinegg und Gerdhardt „Materielles Scheidungsrecht“ in die Hände fallen, welches in der nunmehr neunten Auflage erschienen ist. Es stammt aus der bereits bekannten Reihe „Referendarpraxis“, des Verlages Luchterhand.
Dem Titel entsprechend stellen die Autoren im ersten Kapitel zunächst das materielle Scheidungsrecht, also die Voraussetzung der Eheschließung und deren Auflösung dar. Bereits hier fällt positiv auf, dass auch Studenten mit geringen oder gar keinen Vorkenntnissen im Bereich des Familienrechts mit diesem Werk gut arbeiten können, wenngleich zumindest eine kurze Lektüre eines Skripts zum Familienrecht im Vorfeld anzuraten ist, um sich stets in der Thematik orientieren zu können. Das naturgemäß umfangreichste und ausführlichste Kapitel des Werkes widmet sich auf knapp 170 Seiten dem Unterhaltsrecht, wobei hier die ganze Stärke der Autoren ausgespielt wird. Der Praxisbezug wird unmittelbar hergestellt, gleichwohl wird der Leser behutsam an diese ihm meist noch fremde und gewiss schwierige Materie herangeführt. Dabei finden materiellrechtliche wie prozessuale Aspekte gleichermaßen Beachtung, so dass Referendare, die während ihrer Ausbildung einen Schwerpunkt im Familienrecht legen, hier einen ständigen Begleiter erhalten, der die tägliche Stationsarbeit spürbar zu erleichtern vermag. Neben der im dritten Kapitel beheimateten Darstellung der Vermögensauseinandersetzung unter schwerpunktmäßiger Berücksichtigung des Zugewinnsausgleichs wird das Werk durch drei umfangreiche Übungsfälle mit entsprechenden Lösungshinweisen abgerundet, so dass zumindest ein erstes Klausurtraining erfolgen kann. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist angesichts des Umfangs von über 360 Seiten und den inhaltlichen Qualitäten trotz des recht hohen Kaufpreises von 29,90 Euro noch als gut zu bezeichnen. Wer sich intensiv mit dem Familienrecht in der Praxis beschäftigen möchte, sollte mehr als nur einen Blick auf dieses Werk riskieren.
[rating:4]