Hufen – Verwaltungsprozessrecht
Das Verwaltungsprozessrecht ist für Studierende ein eher lästiges Thema. In dem Wissen, dass es in der Zulässigkeitsprüfung in Klausuren häufig ohnehin nicht allzu viel zu holen gibt, bleibt der Lernaufwand vergleichsweise gering. Dabei zeigt die Praxis, dass die – wenn auch wenigen – Punkte sehr einfach zu holen sind. Außerdem sind prozessrechtliche Fragestellungen ein beliebtes Thema für die mündliche Prüfung. Des weiteren ist die Kenntnis des Prozessrechts außerordentlich hilfreich, um die Falllösung „praxisnah“ zu entwickeln. Schließlich sind bei einer soliden Kenntnis des Verwaltungsprozessrechts die allgemeinen verwaltungsrechtlichen Probleme besser nachvollziehbar.
Hufen setzt mit seinem mittlerweile zum Standardwerk avancierten Lehrbuch zum Verwaltungsprozessrecht an dem letzten Punkt an. Überall werden die Probleme nicht isoliert prozessrechtlich betrachtet, sondern in einen verwaltungsrechtlichen Gesamtkontext eingebettet. Vieles, was der Leser eher in einem Lehrbuch zum allgemeinen Verwaltungsrecht finden würde – z.B. die ausführliche Behandlung des VA mit seinen Bestandteilen – wird als Zusatzmaterie mitbehandelt. Gerade dies ist für das Verständnis des Prozessrechts unumgänglich.
Das Buch ist in insgesamt acht Teile gegliedert, die wiederum in einzelne Paragraphen unterteilt sind. Der erste Teil behandelt die Grundlagen mitsamt der historischen Entwicklung des Verwaltungsprozesses und dem Gerichtsaufbau. Teil zwei widmet sich komplett dem Widerspruchsverfahren. Die beiden „Hauptteile“, die Teile vier und fünf behandeln die eigentlichen Klagearten, wobei der vierte Teil sämtliche Sachentscheidungsvoraussetzungen und der fünfte Teil Sonderprobleme der Begründetheitsprüfung anspricht. Der fünfte Teil bespricht den vorläufigen Rechtsschutz im Verwaltungsprozess. Teil sechs findet sich in vielen anderen Lehrbüchern bereits in einem der ersten Kapitel. Hier werden die Verfahrensgrundsätze behandelt, deren Kenntnis zum Nachvollziehen verwaltungsprozessrechtlicher Fragestellungen äußerst wichtig ist. In diesem Teil werden aber auch weitere Aspekte des Verfahrens im ersten Rechtszug besprochen, die dann im siebten Teil durch Abhandlungen zu den verwaltungsprozessualen Rechtsmitteln ergänzt werden. Gerade in den letzten Paragraphen findet sich der relevante Stoff für Rechtsreferendare, die das Buch daher auch für diese Zielgruppe interessant macht. Auch Studierende sollten sich aber vor einer Lektüre dieser Seiten nicht scheuen, denn bekanntlich kann man mit einer soliden Kenntnis des Prozessrechts vor allem in der mündlichen Prüfung glänzen.
Am Ende jedes Paragraphen oder teils auch am Ende einer der tieferen Untergliederungsebenen wird die einschlägige Literatur zur Wiederholung und Vertiefung genannt. Abgerundet wird das Werk mit zahlreichen nützlichen Übersichten und Prüfungsschemata. Erfreulich ist, dass im Gegensatz zur Vorauflage nun ein Schemataregister direkt hinter dem Inhaltsverzeichnis eingefügt wurde.
Im Ergebnis kann für Hufens Werk eine klare Kaufempfehlung ausgesprochen werden. 22,50 € für ein 598 seitiges Schwergewicht, das nicht nur für den Studierenden, sondern auch für den Referendar geschrieben ist, stellt ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis dar. Hufen schreibt in einem angenehmen Stil und in einer klaren, verständlichen Sprache. Probleme werden mit anschaulichen Beispielen nähergebracht und die Prüfungsschemata helfen, das Gelesene zu systematisieren und einzuordnen.
[rating:4.5]