Tempel/ Graßnack/ Kosziol/ Seyderhelm – Materielles Recht im Zivilprozess
Nicht allein die für viele Referendare meist erste intensive Begegnung mit dem Zivilprozessrecht begründet die hohen Anforderungen der Zivilstation, sondern auch die dringend erforderliche und möglichst schnell umzusetzende Umstellung der Bearbeitung des materiellen Rechts vom aus dem universitären Studium bekannten wissenschaftlichen Ansatz hin zu einer praxisorientierten Herangehensweise. Um sich nicht in seinen bisherigen Lehrbüchern zu verlieren, sondern möglichst schnell eine Orientierung zu gewinnen, empfiehlt sich ein speziell auf die Bedürfnisse des Referendars zugeschnittenes Lehrbuch. Neben dem bereits in unseren Rezensionen besprochenen Werk der Autoren Kaiser, Kaiser und Kaiser „Materielles Zivilrecht im Assessorexamen“ in der 3. Auflage 2008 und für 23 Euro erhältlich, gehört auch das Werk „Materielles Recht im Zivilprozess“, 5. Auflage 2009, der Autoren Tempel, Graßnack, Kosziol und Seyderhelm aus dem Verlag C.H. Beck zu dem Kanon entsprechender Werke.
Das Werk gehört zu der bekannt Reihe „JuS Schriftenreihe Referendariat“ aus der den meisten Referendaren bereits die Werke „Mustertexte zum Zivilprozess“ bekannt sein sollten. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an das hier besprochene Werk. Inhaltlich umfasst es die Ansprüche des Käufers aus Gebrauchtwagenkauf, den Wohnraummietprozess, dem Bauprozess, dem Architektenvertrag, dem Bauträgervertrag, die Provisionsansprüche des Immobilienmaklers und dem Unfallhaftpflichtprozess. Zwar fällt das Werk mit rund 580 Seiten im Vergleich zum Umfang der vierten Auflage von 823 Seiten von seinem reinen Umfang her spürbar geringer aus, gleichwohl sind insbesondere Ausführungen zur Wohnraummiete auf die aktuellen Bedürfnisse angepasst worden. So ist die Runderneuerung des Werkes, welche bedingt durch den geringeren Umfang zunächst wie ein Rückschritt wirkt, ein inhaltlicher Fortschritt, wenngleich es bedauerlich ist, dass die Ausführungen zum Reisevertrag nicht mehr enthalten sind.
Ansonsten spricht insbesondere der Aufbau der einzelnen Kapitel eine besonders referendarfreundliche Sprache. Die Autoren stellen jeweils erst die materielle Rechtslage streng orientiert an der höchstrichterlichen Rechtsprechung dar unter umfangreicher Berücksichtigung der in der Praxis häufigsten Konstellationen. Dabei profitiert der Leser auch in diesem Werk von dem aus der Reihe bereits bekannten klaren und verständlichen Stil der beteiligten Autoren, welcher zusammen mit dem gut strukturierten Aufbau die Einarbeitung erheblich erleichtert und das Lehrbuch auch als zu einem guten Nachschlagewerk für die tägliche Stationspraxis macht. Abgerundet werden die Ausführungen jeweils durch eine Darstellung der prozessualen Behandlung der materiellrechtlichen Ansprüche, so dass der Referendar insbesondere bei den ersten eigenständigen Ausarbeitungen im Rahmen der Zivilstation eine klare Linie zur Orientierung verfolgen kann. Grundsätzlich ist das Werk daher auch in der fünften eine klare Kaufempfehlung, allerdings insofern unter der Einschränkung, dass es als alleiniges Lehrbuch für das materielle Zivilrecht nur bedingt empfehlenswert ist, da es auf einzelne besonders relevante Ansprüche und deren Behandlung aus zivilprozessualer Sicht ausgerichtet ist. Insofern sollte in jedem Fall ein weiteres Lehrbuch, das sich ausschließlich der Darstellung des Pflichtstoffs zum materiellen Zivilrecht widmet, zusätzlich durchgearbeitet werden.
[rating:4]