Eco – Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt

Umberto Eco
Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt

Gerade erst hat man die ersten Klausuren bewältigt und schon steht die nächste große Herausforderung vor der Tür: Die erste juristische Hausarbeit. Zwar haben die meisten Studenten schon erste Erfahrungen mit der wissenschaftlichen Bearbeitung von Themen gemacht, doch meist sind diese eher sehr zarter Natur in Form eines Referats oder einer Facharbeit. Diese Vorkenntnisse sind auch für die erste juristische Hausarbeit von einigem Nutzen, allerdings sollte man sich vergegenwärtigen, dass die Ansprüche an der Universität die der Schule um ein Vielfaches übersteigen, insbesondere ist natürlich ein ganz anderes Niveau an wissenschaftlicher Tiefe erforderlich. Entsprechend umfangreicher und tiefgehender müssen natürlich die gewohnten Arbeitsschritte ausfallen, insbesondere die Grundleistung in Form der Recherche ist ungleich schwieriger und zeitraubender. Eine gute Vorbereitung auf diese neue Situation findet an den juristischen Fakultäten im Rahmen der Einführungstage statt, während derer ältere Studenten als Tutoren diese grundlegenden Arbeitsmethoden einführend vermitteln. Diese sind auch in den meisten Fällen eine ausreichende Vorbereitung für die Anfängerhausarbeiten, die sich ausschließlich auf die Lösung eines meist sehr umfangreichen Falls beschränken.

Spezielle Arbeiten wie etwa die Magisterarbeit, Doktorarbeit oder aber auch Seminararbeiten verlangen hingegen nach deutlich mehr Vorbereitung, denn diese ganz speziellen Anforderungen sind nicht allein durch Erfahrung zu bewältigen, ihre grundlegende Systematik sollte man sich zusätzlich durch ein begleitendes Werk aneignen. Hier bietet sich neben den durchaus bekannten Standardwerken, die sich ausschließlich auf das juristische Studium und in vielen Fällen doch stärker auf die Fallhausarbeiten konzentrieren, das Buch „Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt“ des weltberühmten Autors Umberto Eco an. Es ist im zweiten Halbjahr 2007 in seiner bereits 12. Auflage im Verlag C.F. Müller UTB erschienen.

Es widmet sich der Erstellung einer Doktor-, Diplom- oder Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Somit ist es für die eingangs angesprochenen Fallhausarbeiten nicht die erste Wahl, wer hingegen jedoch eine Magister- oder gar Doktorarbeit an einer juristischen Fakultät schreibt wird Ecos Buch schnell zu schätzen wissen. Abseits ausgetretener Pfade oder gutgemeinter aber aufgrund ihres Aufwands kaum umsetzbarer Vorschläge zur Organisation und Durchführung einer solchen Arbeit widmet sich Eco den Fragen, die den Studenten bzw. Doktoranten sprichwörtlich unter den Nägeln brennen und bewältigt zusammen mit ihnen die größten Hürden.

Dank seinem herausragenden Stil und der gelungenen Schwerpunktsetzung versteht es Eco auch den richtigen Nerv bei seinen Lesern zu treffen. So wird die Einarbeitung in ein eigentlich trockenes Thema schon nach wenigen Seiten zu einem großen Vergnügen und zu einem großen Gewinn für den Leser. So zeigt sich Eco nicht nur als ein Meister der Literatur, sondern auch als ein solcher der Didaktik. Der einzige Wehmutstropfen besteht darin, dass Eco leider die Vorzüge moderner Technik nicht entsprechend berücksichtigt und so eine letzte Lücke in seinem sonst abschließenden Werk bleibt.

[rating: 4]