Schellhammer: Zivilprozess

Kurt Schellhammer
Zivilprozess: Gesetz – Praxis – Fälle

Bereits mehrfach konnte sich der Autor Kurt Schellhammer mit seinen Werken in unseren Rezensionen großes Lob verdienen und umso höher sind natürlich die Erwartungen an sein neues Werk mit dem Titel Zivilprozess – Gesetz – Praxis – Fälle, 2007 frisch erschienen im C.F. Müller Verlag in der 12. Auflage.

Zu den großen Leidenschaften der Jurastudenten gehört das Zivilprozessrecht zweifellos nicht, vor allem dessen Vielfältig- keit, die gerade denjenigen, der sich in die Materie einarbeiten will, schnell verzweifeln lässt, schreckt ab. Andererseits ist es in Grenzen bereits für das erste Staatsexamen und spätestens im Referendariat und in der beruflichen Praxis unerlässlich das Zivilprozessrecht nicht nur zu verstehen, sondern auch richtig anwenden zu können.

Hier kommt Kurt Schellhammers Werk ins Spiel, das eine vertiefte Vermittlung aller praxisrelevanten Aspekte des Zivilprozesses verspricht.

Typisch für den Autor glänzt auch dieses Werk mit einer umfangreichen Gliederung des gesamten Stoffs, die sowohl bei der systematischen Durcharbeitung des Lehrbuchs jederzeit sicherstellt, dass der Leser den Überblick nicht verliert, aber auch seine Eignung als Nachschlagewerk unterstreicht. Nach einer kurzen Einführung über die ganz allgemeinen Aspekte des Zivilprozesses widmet sich Schellhammer auf mehr als 500 Seiten dem Landgerichtsprozess und behandelt dabei alle Aspekte von der Klage bis zu den Rechtsbehelfen. Neben den naturgemäß umfangreichen Literaturverweisen bietet das Lehrbuch eine Vielzahl kurzer präzise dargestellter Beispiele mit dem entsprechenden Literaturhinweis. Wesentliche Prozessaspekte lassen sich so besonders schnell nach- vollziehen und auch als Ausgangspunkt für eine Recherche bietet sich Schellhammers Werk so an.

Die angesichts der Fülle des Stoffs bestehende Gefahr trotz übersichtlicher Gliederung in der inhaltlichen Darstellung schnell zu kompliziert zu werden verwirklicht sich leider in vielen juristischen Lehrbüchern, für dieses Werk allerdings kann Entwarnung gegeben werden: Schellhammer hält sich an sein bewährtes Konzept eine klare und verständliche Sprache einzuhalten und den Text durch Fettdruck der entscheidenden Stichworte ein weiteres Mal zu strukturieren. Zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl dem Autor nicht mehr folgen zu können, wenngleich natürlich die Materie eine gewisse Einarbeitungszeit voraussetzt und man den größten Nutzen aus Schellhammers Werk zieht, wenn man es nicht als Ersteinstieg in die Materie nutzt, sondern zur vertieften Einarbeitung.

Nach der Behandlung des gewöhnlichen Prozesses widmet sich der Autor in jeweils knapp 50seitigen Abschnitten den Parteien samt ihrer Vertreter und dem Zivilgericht. In gebotener Tiefe geht er außerdem auf sämtliche Abweichungen vom gewöhnlichen Prozess ein, beispielsweise dem Säumnis einer Partei oder der Widerklage. Sämtliche relevanten Fragestellungen sind hier zu finden und in ihrem Umfang auf die wichtigen Details beschränkt. Abschließend werden auch sämtliche besonderen Verfahrensarten behandelt, so wird das Familienverfahren auf gut 60 Seiten in der nötigen inhaltlichen Tiefe gewürdigt.

Für Studenten, die auf dem Weg zum ersten Staatsexamen ihre zivilprozessrechtlichen Kenntnisse vertiefen wollen oder dies im Rahmen eines Schwerpunktfachs tun müssen ist Kurt Schellhammers einen Blick wert. Für Referendare und Praktiker ist eine Pflichtlektüre, deren Preis-Leistungs-Verhältnis trotz eines Preises von 92 Euro gut ist.

[rating:4]