Schellhammer: Schuldrecht nach Anspruchsgrundlagen
Die Examensvorbereitung ohne Repetitor ist mittlerweile längst kein Geheimtipp mehr oder ein verrücktes Experiment, sondern längst eine vollwertige Alternative zum kostenintensiven Repetitorium geworden. Allerdings muss man sich auch bewusst sein, dass die Vorbereitung ohne Repetitor in gewisser Weise auch eine Vorbereitung ohne Auffangnetz ist, da man selbst herausfinden muss, was examensrelevant ist und was trotz fehlender Nennung in der jeweiligen Prüfungsgegenständeverordnung eben dennoch aus dem Zusammenhang her prüfungsrelevant ist. Darüber hinaus ist der Zeitrahmen auch für die Examensvorbereitung auch beim Examen ohne Repetitor sehr eng gesteckt, so dass nicht viel Zeit für die Heranziehung verschiedener Lehrbücher zur Erarbeitung einzelner Themen bleibt. Ein inhaltlich möglichst umfassendes und zugleich zugängliches Gesamtwerk muss also her.
Eben ein solches Gesamtwerk stellt sich unseren kritischen Blicken, nämlich die 2008 frisch erschienene Auflage von Kurt Schellhammers Standardwerk „Schuldrecht nach Anspruchsgrundlagen samt BGB Allgemeiner Teil“. Der im Vergleich zur Vorauflage erneut gewachsene Umfang lässt das knapp 1200 Seiten umfassende Standardwerk zwar auf den ersten Blick erschlagend wirken. Doch die Fähigkeit des Autors komplexe Themen in umfangreichen Werken verständlich darzustellen ist ja hinreichend bekannt.
Wie geeignet Schellhammers Werk für die Examensvorbereitung ist, merkt der Leser schon nach kurzer Zeit, denn der Autor führt in den schier gewaltigen Themenkomplex ganz bodenständig mit einer kurzen Einleitung in welcher er noch mal alle grundlegenden Begriffe und Arbeitsmethoden erklärt, beginnt das Schuldrecht BT, geprägt durch die gewohnt gelungene Schwerpunktsetzung. So sind sämtliche wichtigen Verträge vom Kaufvertrag über den Mietvertrag bis hin zum Geschäftsbesorgungsvertrag vertreten, natürlich ihrer Bedeutung entsprechend in angemessenem Umfang behandelt. Lediglich die Ausführungen zur Geschäftsführung ohne Auftrag hätten im Umfang ausführlicher sein dürfen, hier ist im Zweifel anzuraten zu diesem Thema noch in einem anderen Lehrbuch nachzulesen. Versöhnlich stimmen dagegen die Ausführungen zum Schuldrecht AT und BGB AT, welche in Umfang und Qualität den Ausführungen zum BT in nichts nachstehen. Darüber hinaus hat der Autor weitere aktuelle Gesetze eingearbeitet, insbesondere das „Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz“ und weiterhin die aktuelle Rechtsprechung und Lehre, so dass dieses Lehrbuch mehr denn je auch für Studenten außerhalb der Examensvorbereitung eine wertvolle Ausgangsbasis für die Anfertigung der zivilrechtlichen Hausarbeit sowohl im Grund- als auch im Hauptstudium ist.
Schon aus den Vorauflagen bekannt und dem Leser eine große Hilfe bei der Erarbeitung der behandelten Themen sind die zahlreichen mit Rechtsprechungs- und Literaturhinweisen verbundenen Beispiele zu jedem Themenabschnitt, die vorbildlich zur Veranschaulichung beitragen und damit das Nachlesen entscheidend vereinfachen. Mit einem Preis von nunmehr 108 Euro ist Schellhammers Werk „Schuldrecht nach Anspruchsgrundlagen samt BGB Allgemeiner Teil“ zwar für den studentischen Geldbeutel eine große Investition, die gut überlegt werden will. Neben der hohen inhaltlichen Qualität des Werkes und der durchgehenden Examensrelevanz des behandelten Stoffes, die allein schon für ein immer noch gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bürgen, darf nicht vergessen werden, welche Kosten für einen privaten Repetitor monatlich aufzubringen sind. Wenn man diese Kosten ins Verhältnis setzt und sich dabei bewusst macht, dass Kurt Schellhammers Werk die Lektüre weiterer Lehrbücher zum behandelten Stoff überflüssig macht.
[rating:4.5]